Ich traf Manfred Klement im Sommer 2009 auf dem Sportplatz des TV Jebenhausen. Mittlerweile war ich zu diesem Zeitpunkt bereits 27 Jahre aus der Schule. Da Herr Klement in Jebenhausen wohnt, macht er oft einen Spaziergang dorthin und gönnt sich gerne ein "Viertele" oder 'ne kühle "Halbe".

Da meine Kinder beim TV Jebenhausen Fußball spielten, sprach ich ihn an und gab mich zu erkennen. Er konnte mich  nicht so recht in seine Zeit als Lehrer einordnen. Deshalb gab ich ihm eine Hilfestellungen, um sein Gedächtnis zu reanimieren.

Als ich ihm eine typische Situation nannte, nämlich die namentliche Nennung einer Klassenkameradin, klingelte es bei ihm. Als ich ihm sagte, dass Susanne Minihofer meine Klassenkameradin war, meinte er: Das war doch die Susi, die immer zu spät zum Unterricht kam... . Jetzt erinnerte er sich auch an mich und meinte, ich wäre der talentierte Tennisspieler, der sich mit dem Rektor Mammel anlegte, weil ich von diesem nicht an einem Samstag von der Schule freigestellt worden bin, um an einem Tennisturnier teilnehmen zu können. Damals hatten wir noch alle 14 Tage Samstag Vormittag Unterricht. Leider erinnerte er sich aber auch, dass ich ein fauler Schüler war. Doch nun zu einem dunklen Schulkapitel von mir. Da in vielen Schuljahren auch viel vorkommen kann, so gab es bei mir natürlich auch Situationen, die zugegebener Maßen "nicht ganz in Ordnung" waren.

 Ich erinnere mich noch, dass es in der Klasse 8b 1979 einen außerordentlichen Elternabend gab. Die Klassensituation war offensichtlich mehr als chaotisch. Die genauen Umstände möchte ich hier an dieser Stelle besser nicht nennen. Was ich den beiden Lehrern Manfred Klement und Dieter Tengler heute noch sehr hoch anrechne, ist, dass ich und meine Mittäter trotz heftigstes Verlangen von Eltern nicht verraten wurde.

 

Nun wird es Zeit, auf den Kern zu kommen. Also komme ich auf die Begegnung zurück, auf unser Gespräch im Baronenwald beim TV Jebenhausen, als ich Herrn Klement nach so langer Zeit wieder traf. Genau diese Geschichte habe ich ihm erzählt und er konnte sich tatsächlich noch ein wenig an diese Ereignisse erinnern.  Und das, was er mir dann

erzählte, war für mich dahingehend beschämend, dass ich mich mit diesem Wissen vielleicht damals anders verhalten hätte. Herr Klement erzählte mir, dass er zum Leben eine völlig andere Einstellung habe, als viele andere Menschen. Weiter erzählte er mir, wie er als junger Mann im Krieg von Soldaten an eine Mauer gestellt wurde und dem Tode sehr nahe war, da er mit anderen Männern hätte erschossen werden sollen. Und nur durch einen glücklichen Umstand wurde er mit dem Leben verschont.

Nun muss ich zugeben, dass ich mit so etwas überhaupt nicht gerechnet hatte und ich entschuldigte mich nach fast 30 Jahren für meine Übeltaten, welches er schmunzelnd entgegennahm mit der Bemerkung, dass es so schlimm wohl doch nicht gewesen sein kann, da er sich nicht mehr so genau an diese Ereignisse in der Schule erinnern könne.
Vielleicht lässt es sich jetzt im nachhinein erklären, warum der Englischunterricht für den einen oder die andere etwas salopp gesagt "lasch" erschien und die Geige sein ständiger Begleiter war. Ich fand ihn jedenfalls klasse... .
Euer Günter Ulrich.
 
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